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Leben als Vegetarier - wie fängt man an?

Vor einiger Zeit hatte ich eine Unterhaltung mit einer lieben Kollegin über mein Vegetarier-dasein. Ich bin absolut kein missionierender Vegetarier, ich denke jeder sollte das für sich selbst entscheiden. Wie wir genau auf das Thema kamen weiß ich gar nicht mehr, aber eh man sich versah waren wir mitten im "Was sind deine Gründe?" und "Wie bist du damit angefangen?".

Wie ich dazu kam

Es war irgendwann im Sommer 2001, wenn ich mich nicht irre. Ich hatte den Entschluss gefasst einfach mal einen Monat lang auszuprobieren vegetarisch zu leben. Versuchsmonat war der Oktober. Schlauerweise starteten wir den Oktober bei Mark mit einer LAN-Party - also eh schon eine Veranstaltung, bei der der Körper stark vernachlässigt wird: Bier, Softdrinks, kaum Schlaf, Chips und Pizza. Und ich gemeiner Hund verwehrte meinem Körper nun auch noch Fleisch. Gerade zu Anfang merkt man die Umstellung doch schon sehr. Zwar hatte ich die letzten Tage im September meinen Fleisch-Konsum zurückgefahren, aber mit dem ersten Oktober dann wirklich erst das Embargo verhängt. Der Körper muss sich erstmal umstellen (ich hab mich damals vermutlich auch allgemein nicht so gesund ernährt) und das dauerte so bis Mitte des Monats.

Die Umstellung beim Essen fiel mir recht leicht. Selbstverständlich musste ich drauf achten - 15 Jahre bedenkenlos Wurst essen sind nicht mal kurz vergessen - aber mit ein bisschen Aufmerksamkeit meinerseits ging es. Zu Danken ist an dieser Stelle auch meiner Familie, die das Experiment des Buben voll unterstützte.
Der ein oder andere wird sich fragen, wieso ich nicht ab dem November wieder angefangen habe Fleisch zu essen und jetzt immernoch Vegetarier bin. Die Antwort ist ganz einfach. Als der Oktober dann zuende ging, dachte ich mir "Das war ja leicht." und wann immer mich wer fragte, wie lange ich dass denn jetzt noch weitermachen wolle - ein Monat war ja rum - antwortete ich, dass ich es einfach mal so weitermachen wollte, mal schauen wie lang' ich es durchhalte. Tja, bisher sind es gut sieben Jahre, die ich es durchhalte und ich sehe keinen Grund, weshalb es nicht noch mehr werden sollten. Gesundheitlich geht's mir sehr gut, ich fühle mich keineswegs eingeschränkt und an die Sprüche gewöhnt man sich.

Vorteile

Zu den Vorteilen zähle ich für mich, dass ich mich subjektiv gesünder ernähre. Mir ist klar, dass es immerwieder Studien gibt, die sagen Menschen brauchen Fleisch, dann kommen wieder welche die behaupten, dass der Mensch eigentlich gar kein "Fleischfresser" ist - mir ist das persönlich alles vollkommen egal, ich mache das so, wie es mir gefällt. Alleine schon wie toll es ist, dass ich die letzten Jahre mich nie auch nur ein bisschen um irgendwelche Fleischskandale kümmern brauchte - herrlich. Außerdem gibt es sehr viele, interessante, leckere vegetarische Gerichte und gefühlt ernährt man sich auf jeden Fall gesünder. Wobei ich anscheinend nicht der stereotype Vegetarier bin, viele glauben es mir anfangs nicht und meinen ich scherze. Nundenn, irgendwann glauben sie es.

Nachteile

Tja, Nachteil ist leider ganz klar in der Öffentlichkeit. Kocht man selbst ist es gar kein Problem leckere, abwechslungsreiche Gerichte zu kochen. Geht man jedoch essen kann es auch schonmal bei einem 4-Sterne-Restaurant passieren, dass sich gerade einmal zwei vegetarische Gerichte auf der Karte befinden - ich kenn' da so ein bestimmtes... Genauso ist es natürlich, wenn man mal in einem FastFood-Laden landet oder irgendwo hin eingeladen wird, wo es essen gibt und der Gastgeber nur etwas mit Fleisch da hat. Mit diesem Problem habe ich mich allerdings sehr gut arrangiert. Ich erwarte nie, dass jemand daran denkt oder es berücksichtigt, finde es sehr nett wenn er/sie es doch tut, aber keinesfalls schlimm wenn es keine Beachtung findet.
Peinlich finde ich es allerdings, wenn bei irgendeiner Veranstaltung gerne mal drei unterschiedliche Gerichte zur Wahl stehen und keines davon vegetarisch ist. Eben dies ist mir einmal passiert bei einem geschäftlichen Essen. Als ich nach einer vegetarischen Alternative fragte sagte mir die Kellnerin "Selbstverständlich - hier, unsere Platte mit Meeresfrüchten kann ich Ihnen anbieten." - das dazu. Ich hab dann etwas ganz anderes bestellt, was ursprünglich nicht zur Wahl stand.
Etwas unangenehmer ist dann schon, wenn man bei Freunden zu Besuch ist, die Mutter sich Mühe gemacht hat und allen etwas zu Essen machen wollte und man den fertigen Teller dann leider ablehnen muss - da tut's mir dann leid für die vergebene Mühe.

Wie findet man den Einstieg?

Wenn ich gefragt werde, wie man denn den Einstieg ins Vegetarier-Leben wagen kann gebe ich gerne meinen eigenen Weg als Ratschlag. Einfach mal für einen Monat ausprobieren. Das gute an einem Monat ist, der Zeitraum ist lang genug um zu merken, ob man es schafft permanent drauf zu achten und es durchzuziehen, aber zu kurz um bei erfolgreichem Abschluss und wirklichem Willen dazu, zufrieden zu sein. Wer gesundheitliche Beschwerden hat, also schon vorher aus bestimmten Gründen auf seine Ernährung achten musste sollte sich besser mit seinem Arzt besprechen, inwiefern bei Fleischverzicht man seine Ernährung weiter anpassen muss. Wer mit der Zeit irgendwelche Beschwerden merkt sollte selbstverständlich auch einen Arzt konsultieren.
Wer gerne kocht oder ein sehr geplanter Mensch ist und den Monat nicht ohne vorher geplante vegetarische Gerichte übersteht, dem möchte ich das Ox Kochbuch ans Herz legen. Ein Kochbuch voll mit vegetarischen und teils sogar veganen Gerichten. Das tolle sind auch die Erklärungen, die sind nämlich nicht in typischem Kochbuch-Jargon geschrieben, sondern leicht verständlich - so kann sogar ich kochen. :)

Mich würde jetzt mal interessieren, wer von euch evtl. schonmal darüber nachgedacht hat es auch auszuprobieren oder sogar selbst Vegetarier ist und wie er/sie dazu gekommen ist.