Miriam Mathabane – Mein Herz Blieb In Afrika
Unbeschwertheit, keine Sorgen und ein leichtes Leben. Für die meisten von uns
ist so oder so ähnlich die Kindheit verlaufen. Wenn Miriam Mathabane von ihrer Kindheit im Ghetto
von Alexandria in der Nähe von Johannesburg, Südafrika, erzählt, klingt das etwas anders. Sie ist
eines von sieben Kindern und lebt mit ihrer Familie in einer ärmlichen Behausung. Essen gibt es
meistens, aber nicht viel. Kleidung ist Mangelware. Früh muss sie schon Verantwortung für ihre
Geschwister übernehmen.
Die Schule ist der Horror für Miriam. Die Kinder werden geschlagen, wenn sie nicht sauber sind, aber
die Möglichkeiten sich sauber zu halten sind gering und meist bestehen größere Sorgen. In der Zeit
der Apartheid werden ständig Razzien durchgeführt. Wenn die Papiere nicht in Ordnung sind droht
eine Gefängnisstrafe oder gleich die Ausweisung, doch die Papiere in Ordnung zu halten kostet Geld
und dazu befindet man sich ohne Wohlwollen seines Arbeitgebers in einem Teufelskreis - ohne Arbeit
keine Papiere, ohne Papiere keine Arbeit.
Doch für die Familie keimt Hoffnung auf. Als der älteste Sohn ein Stipendium kriegt und nach Amerika
geht vertrauen alle darauf, dass er sie bald nachholen kann oder wenigstens von nun an allgemein eine
bessere Zeit anbricht. Nur der Vater ist nicht begeistert. Er sieht das Verhalten seines schon immer
etwas aufsässigen Sohnes als Verrat der Traditionen seines Stammes und Anbiederung bei den Weißen an.
Das Buch ist sehr interessant geschrieben und zu keiner Zeit langweilig. Man bekommt beim Lesen einen
Eindruck davon, wie die Afrikaner zu dieser Zeit ihre Situation gesehen haben und wie die Lebenseinstellung
ist. Die Autorin schreibt sehr sachlich. Selbst wenn sie von ihrer Vergewaltigung erzählt oder davon
spricht, dass Freunde von ihr bei Unruhen gestorben sind, merkt man, dass diese schlimmen Ereignissen
dort anscheinend häufiger zum Alltag gehören oder anders damit umgegangen wird.
Doch trotz der harten Kindheit fand' ich es immer wieder schön zu lesen, dass auch in so einer Umgebung
es möglich ist einfach nur Kind zu sein, denn auch davon erzählt Miriam. Ebenso wenn Feste wie Weihnachten
oder Geburtstage nur sehr spärlich ausfallen - wenn nicht gar völlig gestrichen werden - freuen sich
die Kinder über die kleinen Dinge, zum Beispiel wenn es ausnahmsweise mal "Fish & Chips" gibt.
Miriam Mathabane's „Mein Herz blieb in Afrika“ unterstützt sicherlich auf den ersten Blick das stereotype Bild der restlichen Welt von Afrika als armes, gebeuteltes Land in dem man nicht glücklich sein kann. Aber wenn man etwas genauer ließt, was diese junge Afrikanerin beschreibt, erkennt man, dass Afrika weitaus mehr zu bieten hat und von einer Qualität, die sich von der der westlichen Welt einfach unterscheidet. Mal ganz abgesehen davon, dass der Titel des Buches dies schon in gewisser Weise ausdrückt.